Tram 68: Mit kürzeren Taktzeiten öfter ins Grüne, jedenfalls fast
Das Ausflugs- und Erholungsgebiet Köpenick zwischen Grünau und Schmöckwitz ist sehr beliebt – das war es schon immer. Nicht erst seit Corona ist die Tram 68 deshalb insbesondere von Frühling bis Herbst oft voll. Die BVG verkürzt nun die Taktzeiten – aber nicht auf der stark frequentierten Ausflugsstrecke, sondern nur auf der Strecke zwischen Köpenick und Grünau. Somit ballt sich das Fahrgastaufkommen nun doppelt am S-Bahnhof Grünau, da es ab hier nach wie vor nur im 20-Minuten-Takt weiter zu den Badestränden, Buchten und Stadtforsten bis nach Alt-Schmöckwitz geht.
Gute Idee nicht zu Ende gedacht: Wen wunderts
Zum kommenden Fahrplanwechsel am 11. April ist die Taktverdichtung der Tram 68 geplant. Aus dem 20-Minuten-Takt soll ein Acht- bzw. Zwölf-Minuten-Takt werden. Montags bis freitags von 6 bis 19 Uhr sowie sonnabends von 10 bis 18 Uhr soll somit im Schnitt alle 10 Minuten eine Straßenbahn fahren.
Tatsache ist jedoch, dass auf dem zukünftig verdichteten Streckenabschnitt zwischen Köpenick und Grünau an den Haltestellen kaum jemand aus- oder zusteigt, da es auf dem Abschnitt weder Badestrände noch Erholungsgebiete gibt.
Diese beginnen erst mit dem Streckenabschnitt vom S-Bahnhof Grünau bis zur Endhaltestelle in Alt-Schmöckwitz. Mit dem Fahrplanwechsel heißt es aber ab dem 11.April für jede zweite Bahn dann bereits in Grünau: „Alles aussteigen – Linie endet hier“.
Besucherstrom vervielfacht sich
Somit werden an diesem Verkehrsknotenpunkt in 20 Minuten nicht nur zwei Straßenbahnen aus Köpenick ausgekippt, sondern auch noch ganze vier S-Bahnen aus Richtung Ostkreuz entleert.
Im Ergebnis sammeln sich hier dann mindestens doppelt so viele Menschen, um sich für die Weiterfahrt zu den Ausflugszielen entlang der Dahme in 1 kleinen Tram-Wagenzug zu quetschen. Doppelte Wagenzüge oder ein „Fahrradwagen“ am hinteren Ende der Tram sind weiterhin nicht in Sicht. Kreativität, Flexibilität oder Weitsicht gehören eben nicht zu den Kernkompetenzen des Landesunternehmens.
Problemverlagerung statt Problemlösung: Typisch BVG
Dass die BVG Probleme gerne verlagert statt sie zu lösen, ist nichts Neues. Erst just hat sie auf dem Teilstück Adlergestell zwischen Karolinenhof und Schmöckwitz sämtlich Querungen und Übergänge für Wanderlustige, Fahrradfreunde, Angler und Forstanlieger entfernt und durch ein schlichtes NICHTS ersetzt. Die Gefahren beim queren der Gleise haben sich für alle Nutzer schlagartig potenziert, wie die nun gängige Praxis zeigt.
Denn die Menschen suchen sich einen neuen Weg über die Gleise – mit Sack und Pack, Kind und Kegel, Mann und Maus. Da die Tram hier gern mit ‚Vollgas‘ entlang brettert, ist ein folgenschwerer Unfall hier im Grunde vorprogrammiert. Die BVG schaut zu und unternimmt – wie voran gestellt – erneut NICHTS.
Tourismuskonzept? Stadtrandentwicklung? Kein Interesse.
Die jüngst entwickelte Tourismuskonzeption ist ein Witz ohne Lacher und auf Bezirksebene kein Gesprächsthema. Grundidee war und ist es aber nach wie vor, die Menschenströme aus der City zu entzerren, die Randgebiete Berlins zu stärken und attraktiver an den ÖPNV anzubinden.
Stattdessen lotst man die Erholungshungrigen bis zum nächsten Kreuzungspunkt und lässt sie dort stehen. Das ist keine Entzerrung, sondern ein reines Umschichten von Fahrgastströmen.
Dabei steht doch eines ganz klar fest: Wer abseits von Touristenströmen Berlin erkunden will, besucht den Südosten der Stadt, denn hier erfährt man so einiges über Berlins Vergangenheit. Es liegt an den Bürgern der Region, diesen Wert zu erkennen und nachhaltig zu entwickeln. Eine Straßenbahn im 10-Minuten-Takt gehört übrigens dazu. Erst Recht, wenn man sie als schönste Straßenbahnstrecke Berlins benennt und bewirbt.
Kürzere Taktzeiten ▷ Tram 68 Fahrplan wird auf Teilstück zwischen Köpenick & Grünau verdichtet ➥ Besucherstrom ballt sich jetzt in Grünau ✅
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