Hauptmann von Köpenick: 175. Geburtstag Friedrich Wilhelm Voigt

🎬 Der Hauptmann von Köpenick (mit Heinz Rühmann)

Ein zeitloses Meisterwerk über Bürokratie, Würde – und eine preußische Uniform.

Wilhelm Voigt (gespielt von Heinz Rühmann) hat ein Leben voller Rückschläge hinter sich: Gefängnis, Heimweh, gescheiterte Neubeginne. Als gelernter Schuhmacher versucht er nach seiner Entlassung, in Deutschland Fuß zu fassen – doch er scheitert an einem absurden System: Ohne Papiere keine Arbeit, ohne Arbeit keine Papiere. Der Teufelskreis der Bürokratie lässt ihn verzweifeln.

Als letzte Hoffnung versucht Voigt, sich die ersehnte Identität durch einen Einbruch ins Polizeirevier zu verschaffen – ohne Erfolg. Doch dann kommt der große Coup: Mit einer ausrangierten Offiziersuniform aus einem Trödelladen verwandelt sich der entlassene Sträfling in einen preußischen Hauptmann – und schreibt damit Geschichte…

Ein brillanter Film nach dem berühmten Stück von Carl Zuckmayer, mit einem herausragenden Ensemble:
⭐ Heinz Rühmann, Hannelore Schroth, Martin Held, Erich Schellow u.v.m.
📖 Drehbuch: Carl Zuckmayer & Helmut Käutner
🎥 Regie: Helmut Käutner

👉 Ein Stück deutscher Filmgeschichte – bewegend, satirisch und immer noch hochaktuell. #DerHauptmannVonKöpenick #HeinzRühmann #DeutscherFilmklassiker #Satire #CarlZuckmayer #HelmutKäutner

Der Film „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle stammt aus dem Jahr 1956. 🎬

Er basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Carl Zuckmayer und ist bereits die zweite Verfilmung dieses Stoffes (es gab auch Versionen von 1931 und 1997). Die Inszenierung von 1956 gilt aber als die bekannteste und prägendste – nicht zuletzt wegen Rühmanns brillanter Darstellung.

Der Film „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956) wurde in Westdeutschland produziert – genauer gesagt von der Produktionsfirma Real-Film GmbH, einem Hamburger Filmstudio, das in den 1950er Jahren viele bekannte deutsche Filme hervorbrachte. 🎥🇩🇪

Ein Großteil der Dreharbeiten fand in den Studios in Hamburg-Wandsbek statt, ergänzt durch einige Außenaufnahmen in Berlin und Umgebung, die das historische Flair des frühen 20. Jahrhunderts einfangen sollten – insbesondere für die Szenen rund um den Schlesischen Bahnhof und das Rathaus Köpenick.

Die Kombination aus Studioaufnahmen und originalgetreuen Kulissen macht den Film auch visuell zu einem echten Zeitdokument.

🧍‍♂️ Wer war Wilhelm Voigt wirklich?
Friedrich Wilhelm Voigt wurde 1849 in Tilsit (heute Sowetsk, Russland) geboren. Schon früh geriet er mit dem Gesetz in Konflikt – wegen kleinerer Diebstähle, Urkundenfälschung und Betrügereien. Insgesamt verbrachte er über 25 Jahre seines Lebens im Gefängnis. Nach seiner letzten Entlassung im Jahr 1906 war er entschlossen, ehrlich zu leben. Doch:

👉 Ohne festen Wohnsitz und ohne gültige Papiere war das in Preußen so gut wie unmöglich.
👉 Er versuchte mehrfach, einen Pass oder Arbeitsgenehmigung zu bekommen – ohne Erfolg.

🎩 Der große Coup – und warum er funktionierte
Am 16. Oktober 1906 verkleidete sich Voigt mit einer gebrauchten Hauptmannsuniform, die er sich bei einem Trödler in Berlin besorgt hatte. Mit preußischem Selbstbewusstsein marschierte er zum Schlesischen Bahnhof, rekrutierte dort 10 echte Soldaten, und beorderte sie mit sich nach Köpenick, einem Berliner Stadtteil.

Dort angekommen, ließ er:

• das Rathaus besetzen,
• den Bürgermeister und Stadtkämmerer verhaften,
• die Stadtkasse in Höhe von ca. 4.000 Mark beschlagnahmen,
• und verschwand anschließend – in Zivil – unauffällig mit dem Geld.

Die Aktion war komplett unblutig, lief militärisch diszipliniert ab – und sorgte landesweit für Aufsehen.

🎭 Was passierte danach?
Voigt wurde 10 Tage später gefasst und zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Aber:
📰 Durch die enorme öffentliche Sympathie und den internationalen Medienrummel wurde er 1908 von Kaiser Wilhelm II. begnadigt.

Er lebte danach zeitweise in Luxemburg und verdiente Geld mit Autogrammkarten, Vorträgen und seiner eigenen Geschichte – ein früher Medienstar. Er starb 1922 in Luxemburg.

✨ Warum ist die Geschichte so legendär?
Weil sie auf humorvolle und scharfsinnige Weise die Autoritätsgläubigkeit und Bürokratie des Kaiserreichs bloßstellt. Voigt wurde zum Volkshelden, der den preußischen Staat mit nichts weiter als einer Uniform und Selbstbewusstsein austrickste.

Carl Zuckmayer machte daraus 1931 ein Theaterstück – und der Rest ist (Film-)Geschichte.

Ein Journalist schrieb damals in einer Berliner Zeitung: „Nie zuvor wurde der preußische Staat mit so wenig Gewalt, aber so viel Wirkung ausgetrickst.“

Und die berühmte Wochenzeitung Kladderadatsch (eine satirische Publikation) kommentierte süffisant: „Es ist beruhigend zu wissen, dass ein Mann in Uniform nicht nur Ehrfurcht, sondern auch Türschlüssel erhält.“

Ein Zitat von Wilhelm Voigt selbst: „Ich wollte ja nichts Böses. Ich wollte nur einen Pass.“

Bittere Ironie der ganzen Geschichte: Ein Mann, der alles richtig machen will, aber an einem starren System scheitert.